Antisemitismusbeauftragter fordert grundsätzliche Debatte

Antisemitismusbeauftragter

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Der Antisemitismusbeauftragte des Senats, Stefan Hensel, fordert eine Grundsatzdiskussion ein. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass eine grundsätzliche Debatte darüber geführt wird, wie der Kulturbetrieb in Hamburg seine Haltung zu Israel-bezogenem Antisemitismus und zur jüdischen Gemeinschaft insgesamt definieren möchte“, so Hensel. Das, was sich an der HFBK zutrage, sei schockierend,

Protest von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft teilte mit, man habe mit einem Schreiben ihres Präsidenten Volker Beck an die zuständigen Stellen im Auswärtigen Amt gegen die Verleihung der Gastprofessur an Hartono und Afisina protestiert. Beck schrieb darin demnach von einem „fatalen Signal für die deutsche auswärtige Kulturpolitik und das Bekenntnis zu Israels Sicherheit und Existenz im Koalitionsvertrag: ‚Die Sicherheit Israels ist für uns Staatsräson.'“ Außerdem widerspreche die Entscheidung dem Beschluss des Deutschen Bundestages zur anti-israelischen Boykottbewegung BDS. Der Bundestag verurteilt darin Boykottaufrufe gegen Israel.

 

Heute habe ich mit verschiedenen Medien gesprochen und meine Sicht, auf die skandalösen Vorgänge bei der HFBK dargelegt. Hier eine kurze Zusammenfassung und Einschätzung. 

Die HFBK hat zwei Gastprofessoren aus dem Kollektiv Ruangrupa für das kommende Semester angekündigt. Bei den beiden Männern handelt es sich um Reza Afisina und Iswanto Hartono, die ihre Stellen durch die Förderung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes antreten sollen. Die Anträge seien bereits vor dem Skandal im Rahmen der documenta gestellt worden. Die Vorkommnisse der vergangenen Monate können dabei auf keinen Fall ignoriert werden. Was sich gerade an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg zuträgt, ist ehrlich gesagt schockierend. Dass Antisemitismus und israelbezogener Hass karrierefördernd sein kann, tritt durchaus immer wieder zu Tage. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas stattfindet. Dass nun aber nach dem documenta Skandal zwei maßgebliche Protagonisten eine Gastprofessur an einer renommierten  Hochschule antreten, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Bereits in der Vergangenheit beschäftigte die HFBK mit Adam Broomberg im Jahr 2021 einen Dozenten, der sich als BDS-Aktivist im Kunstbetrieb positioniert, das Land immer wieder als Apartheid-Staat defamiert und einen Boykott gegen Israel ins Feld führt. Auch schreckt er nicht davor zurück Terror gegen Juden zu legitimieren. Damit begibt sich die Hochschule auf ein Terrain, dass von der BDS Bewegung geprägt ist, die Israel auf kultureller und wirtschaftlicher Ebene boykottieren will.

Es ist an der Zeit, dass eine grundsätzliche Debatte darüber geführt wird, wie der Kulturbetrieb in Hamburg seine Haltung zu israelbezogenem Antisemitismus und zur jüdischen Gemeinschaft insgesamt definieren möchte. Es kann nicht sein, dass ein „Nie wieder“ an Gedenktagen deklariert wird und wir versichern an der Seite des Staates Israel und der jüdischen Gemeinschaft zu stehen und dann wenn es zu konkreten Infragestellungen unserer Position kommt, diese „Solidarität“ in die Brüche geht. Die Anstellung dieser beiden Dozenten, die aktiv junge Studierende in ihrer Haltung beeinflussen werden, verkörpert eine solche Infragestellung unserer Werte. Beide haben öffentlich Haltung bezogen und die Zusammenarbeit mit israelischen Künstler:innen ausgeschlossen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die HFBK kein „Safe Space“ für Jüdinnen und Juden und israelische Studierende ist, das hat die Leitung der Hochschule heute mehrmals klargestellt.

Wo sind die Stimmen derjenigen, die sich für echten Pluralismus einsetzen? Wie möchte die HFBK sicherstellen, dass jüdische Studierende und israelische Austauschstudierende sich an der Hochschule sicher fühlen und gleichberechtigt agieren können, wenn dort zwei Professoren wirken, die sich schon im Vorwege klargestellt haben, dass sie nichts mit Israelis zu tun haben wollen. Wir dürfen hier keine doppelten Standards gelten lassen.

Wir leben in einer Stadt, die sich als offen, pluralistisch und demokratisch versteht. Ich erwarte, dass jede Jüdin und jeder Jude ein angstfreies Leben in unserer Stadt genießen kann. Und jeder Israeli, der an unsere Hochschulen kommt, unbehelligt dort lernen kann und sich hier entfalten kann. Israelbezogener Antisemitismus und BDS darf keinen Einzug in unsere Hochschulen erhalten.

 – Stefan Hensel, Antisemitismusbeauftragter der Freien und Hansestadt Hamburg

 

 

 

https://www.ndr.de/kultur/kunst/Hamburg-HFBK-haelt-an-Gastprofessur-fuer-Ruangrupa-Kuenstler-fest,ruangrupa110.html